Etwa zehn Minuten nach dem Auslaufen kannst du Kobolde sehen

Fynn Porter ist Kapitän der «Bonnie Charlie». Mindestens achtmal am Tag kreuzt er im weiten Bogen über Loch Brittle und kurvt am Fusse des wunderbaren Cuillins Massivs entlang. Während das über 50 Jahre alte Schiff den manchmal unruhigen Wellen trotzt, hat der Käpitän einen Durchschnittsverbrauch von drei Bechern Tee auf seinem Steuerstand: «Manchmal», sagt er, «kannst du die Kobolde vormittags für einen Moment sehen - etwa zehn Minuten nach dem Auslaufen, wenn sich die Nebelschwaden am Nordufer lichten und über dem Loch Brittle auflösen». Er zwinkert und greift nach seiner Teekanne.

Nur eine schmale, kurvenreiche Straße führt ein paar Kilometer oberhalb des Meeresspiegels zur Anlegestelle der Fähre und zu seinem wunderbaren Haus mit Leuchtturm. Die Kobolde stört den gemächlichen Andrang der Touristen zur Anlegestelle nicht. Ihnen bleibt in den Cuillins reichlich Platz zum Verstecken.

Irgendwann am Abend kehrt mit dem Sonnenuntergang die mystische Stimmung über dem Loch Brittle zurück, als würde die Beleuchtung für einen Fantasyfilm eingestellt. Irgendein überirdischer Regisseur wird es so entschieden haben, damit Kobolde, Feen, Elfen und alle anderen Wesen aus dem Reich der Sagen im richtigen Licht an den kargen Hängen des Cuillinsmassivs aktiv sein können. Je nachdem, wie lange ihre nächtliche Inszenierung dauert, wird das gespenstische Licht am nächsten Morgen am Himmel wieder angeknipst. Der neue Tag im Märchenparadies kann beginnen, sobald die Darsteller der Nacht in ihren Verstecken zwischen den Bergen verschwunden sind. Und sollte doch noch einer von ihnen am Ufer von Loch Brittle unterwegs sein – Fynn Porter wird ihn entdecken.